Da Daniela zum Konzert schreiben wird, will ich mich mal nicht über das gerade erlebte großartig in Szene gesetzte NEUBEGINNER-Konzert auslassen, sondern von etwas erzählen, was ich vorher erleben durfte.

Begonnen hatte dies am Konzertmorgen, als ich so bei mir dachte - MASCHINEs Konzert gleich um die Ecke, gerade mal drei Straßenbahnhaltestellen entfernt vom neuen Zuhause, das kannste ja sogar zufuß hinlaufen (notfalls )- da wäre es doch schön, wenn man sich schon den Soundcheck ansehen könnte. Und wie ich so drüber nachdenke, plötzlich kommt da von irgendwo her eine Nachricht auf meine Glasscheibe: "16:15 Uhr - ist das ok für Dich?" - Und wie Ok das für mich war. Ich strahlte innerlich über alle vier Backen, wie der ostwestfälische Sauerländer zu sagen pflegt. Kurze Nachricht an die noch arbeitende Freundin, die ich später dann mit TWINGO abholte, rasch in der Stadt ein paar Erledigungen gemacht, nach Hause, Essen, umziehen und dann los Richtung Händelhalle.

Auf die Sekunde genau kamen wir am Hintereingang an, wo wir nach einem kurzen Telefonat mit Sylvia in Empfang genommen wurden. Durch den Bühnen- und Managementeingang hereingelassen, führte sie uns nach einer herzlichen Begrüßung hinter der Bühne her um die Aufbauten herum in den Saal, den später ca 700 Menschen bevölkern sollte. Kurze Verabschiedung, schon war Sylvia verschwunden. Da MASCHINE schon etwas eher vor Ort war, die restlichen Musiker jedoch zeitgleich mit uns an der Händelhalle ankamen und zunächst einen Imbiss zu sich nehmen durften, hatten wir nun genug Zeit, uns die Räumlichkeiten und den Bühenaufbau etwas genauer anzusehen.

Daniela und ich schauten zunächst in die leere Runde, nahmen dann am mittels einer Traverse, eine Art Kordel, abgeteilten Bühnen"graben" die Bühne selbst in Augenschein und staunten nicht schlecht über den vielen "Kram" der da so herumstand. Jetzt bezogen wir nach kurzem Überlegen eine Treppenstufe im hinteren Bereich neben dem von "Tiger" betreuten Mischpult, setzten uns und warteten auf die Dinge, die nun folgen sollten. Vom Tiger erfuhren wir, das dieser "Kram", der ja vonnöten ist, damit das Event überhaupt standfinden kann, bereits seit 10°° Uhr aufgebaut worden war. Den schwarzen LKW hatten wir vor der Halle parken gesehen.

16:30 Uhr: Felix Lehrmann bezieht seinen durch Plexiglas nach vorne abgeschirmten Arbeitsplatz und schon war es mit der Ruhe vorbei. Laut rummste es ein paar mal, die einzelnen Drums dröhnten und schepperten, allerdings sehr wohlklingend. Übrigens war das Schlagzeug später beim Konzert nicht mehr so dominat wie vorher in Leipzig bei der Premiere. Scheinbar hat man die Fans erhört.

16:45 Uhr: Es kommt Bewegung auf. Während sich ELA von Tom hinter uns neben Tiger die Lichtschaltanlage erklären lässt und dabei erstaunt ist, wie sie selbst zwei Scheinwerfer ein-und ausschalten kann, und dies auch noch programmierbar ist, erscheint der NEUBEGINNER Dieter MASCHINE Birr am rechten Bühnenrand. Er sieht sich kurz um und schreitet die Bühne ab. Dann nimmt er auf einem Hocker in der Mitte Platz. Einer seiner vielen im Laufe des Abends noch zu sehenden Gitarren entlockt er die ersten Akkorde. Jetzt kommen auch Marcus, Jörg und Christian auf die Bühne. Jeder an seinem Arbeitsplatz angekommen, greifen sie zu ihren Instrumenten und ein munteres Durcheinander an Klängen ist zu vernehmen.

Kurz vor 17:00 Uhr: "Machen wir jetzt MEIN WEG" hören wir die MASCHINEnansage und dies ist das Stück, was wir jetzt komplett und ganz allein als erste Probe erleben dürfen. Danach Uwe: " Ich brauche da ein paar mehr Höhen in der Mitte" - "Willst Du hohe Mitten oder mittige Höhen?" feixt MASCHINE zurück. Keine Ahnung, was die Techniker rechts und links neben der Bühne nun genau regeln, jedoch nach ein paar Griffen in sein Instrument nickt Hassbe zufrieden: "Ok, reicht so."
Dann soll etwas geprobt werden,was bisher bei noch keinem Konzert gespielt wurde. " Lasst uns heute mal "ZWEI HÄNDE MEHR" machen für Sonntag (in Berlin, Columbiahalle), da kommt ja Dirk Michaelis dazu. Der macht bei GEH ZU IHR dann auch die Maultrommel." erfahren wir von MASCHINE. Uwe fiedelt schnell seine Geige warm. "Den Text haben wir zwar noch nicht im Teleprompter, das sollte bis Sonntag dann aber drin sein", hofft MASCHINE. Doch mit di-di-di geht es auch. Hassbes Geige bei diesem Stück ging mir so sehr unter die Haut, ich bekomme jetzt beim Schreiben noch Entenpelle. Jörg singt den ZWEI HÄNDE-Refrain mit voller Inbrunst mit. Auf DIESEN Song in Berlin freue ich mich jetzt schon. Tom probiert während dieser Probe, Daniela und mich mit den Scheinwerferfingern im Saal zu "fangen", denn schon lange sitzen wir nicht mehr hinten auf der Stufe, sondern bewegen uns frei im Saal. Natürlich will Tom uns nicht wirklich fangen, sondern feilt noch ein wenig an den entsprechenden Einstellungen der Lichtkegel für dieses Lied.

17:10 Uhr: Ela´s Song SO VIEL ERLEBT ist jetzt dran. Die junge Künstlerin steht gelassen zwischen den gestandenen Männern, ihre Stimme schmettert durch den Saal. Lässig, wie sie da ihre Zeilen so von sich gibt. Profiin halt. Doch auch hier dürfen die Side-Technics noch etwas nachregeln: " Ich höre Jörgs Gittare nicht laut genug", wendet sie sich nach links schauend.
Jetzt glitzert es plötzlich zwischen den MASCHINEn und Männern auf der Bühne, denn nun wuselt sich Julia von links nach rechts hinter Dieter durch die Technik. NOVEMBER IM MAI steht auf dem Zettel. Schnell legt sich Julia einen ebensolchen vor sich auf den Boden und schon geht es los. Jörgs Gitarre startet den Song. Für mich könnte Julias Stimme noch etwas lauter rüberkommen, finde ich. Später beim Konzert passt das dann allerdings alles - sie setzt mit ihrer Stimme klare und deutliche Akzente in diesen Klassiker.

Damit ist auch dieser Song "im Kasten", würde in der Filmbranche jetzt gesprochen. Nun wird der BEGINNER, der NEUE geprobt. Hier kommt es ja zB auch auf den Übergang von der Konserve auf die Livemusik an. Beim Durchspielen inklusive der Lichtprobe fällt mir besonders Marcus´ Backgroundstimme äußerst positiv auf. Sie passt perfekt zu MASCHINES Frontgesang. Als es im Song am Ende "Ritterschlag" heißt, wird dieser mittels Jörgs Gitarre fast sichtbar, spürbar gemacht. Eine geniale kleine Einzelheit, auf die jeder Konzertbesucher mal achten sollte. Noch gibt es ja zwei Events und dafür auch noch Karten!

17:31 Uhr: "So, dat waret" ertönt es aus MASCHINEs Richtung. Während sich die Musiker noch kurz jeder für sich mit seinen Instrumenten beschäftigt, bedanken wir uns schnell bei MASCHINE für die Ermöglichung dieses einmaligen Soundcheck-Dabeiseindürfens. Für Daniela und mich fühlte es sich wie ein Mini-Privatkonzert nur für uns zwei an. Auf diesem Wege möchte ich mich, auch im Namen meiner Daniela, natürlich auch bei Sylvia und Kai und natürlich bei der gesamten Musikertruppe für dieses unvergessliche Erlebnis bedanken.

17:54 Uhr: Jetzt sind auch Hassbe und Christian als letztes von der Bühne, die Vorband STILBRUCH hat ihre Instrumente in Position gebracht und wir haben die Gelegenheit, auch diese Band beim Soundcheck zu belauschen. In den nun folgenden ca 40 Minuten spielen die drei Jungs aus Dresden, Leipzig und Berlin ihr komplettes (Vor-)Programm sozusagen wieder nur für uns zwei. Nur wenig muß dabei nachjustiert werden, am Anfang ist es ein In-Ear, der wohl falsch gesteckt war, dann ein Monitor etwas zu leise und ein paar andere Kleinigkeiten. Schlagzeug, Cello und Geige - Leute, diese Truppe solltet ihr Euch nicht entgehen lassen. Entweder als Vorgruppe bei einem der beiden letzten NEUBEGINNER-Konzerte in Freiberg oder Berlin oder aber zum Beispiel am 19. März diesen Jahres. Da kommen die drei in die St. Ulrichskirche nach Halle/S. und bringen gleich ein ganzes Synphonieorchester mit.

18:35 Uhr: Der Soundcheck ist vorbei und wir müssen nun das Feld räumen. Doch entgegen der vorher gestellten Veranstalterbedingung, die G.-F.-Händelhalle komplett zu verlassen und uns draussen zu den auf den Einlass wartenden zu gesellen, haben wir Glück. Die Sec lässt uns auf interne Nachfrage und Rückversicherung die nächsten 25 Minuten auf einer Bank im Foyer warten. Lediglich die Eintrittskarte wird bereits jetzt schon entwertet. Ein feiner Zug, wie ich abschließend in Richtung MAWI sagen möchte.

 

Text: Andreas Hillebrand

Fotos: Andreas Hillebrand