MASCHINE in Jena am 21.1.2017 – Tag 2 der Tour

Mit großer Spannung verfolgte ich abends in der Dialyse die Berichte zum Premierenkonzert von MASCHINE und seiner Allstar-Band in Leipzig. Dank lieber Freunde, Verwandte und Bekannte erfuhr ich vieles vom mehr als gelungenen Konzert im gut gefüllten Haus Auensee in Leipzig.

Dann einen Tag später, also am Samstag sollten wir auf das Karussell der Tour mit aufspringen, und zwar in Jena. So machten wir uns auf die gut 100 minütige, problemlose Anreise mit knapp 200 km Wegstrecke. Wir verabredeten uns vor dem Konzert mit Freunden und machten es uns in einem Gasthof 10 Autominuten entfernt gemütlich.
Nachdem wir die Halle erreicht haben, war klar, Videokamera muss im Auto bleiben. Nur Amateurkameras waren erlaubt. Darauf waren wir auch vorbereitet. Ansonsten anstandslose Einlasskontrolle und es ging links von Maschine in die erste Reihe am Absperrzaun am Pressegraben.

Mit großen Vorhängen wurde der Raum verkleinert, die Seitenaufgänge der Mehrzweckhalle wurden somit verdeckt, es wird sich später positiv auf die Soundqualität auswirken.
Die Nebelmaschine wurde ausgiebig getestet, ja, es war anscheinend genug von dem Zeug vorhanden…. Aufbauten waren breit, wir konnten uns linksseitig vor den Schlagzeugboxen von Felix Lehrmann schützen. Keine Vibrationen heute Abend.

Mit Stilbruch wurde uns die Wartezeit bis zum Konzert verkürzt. Auch aus dem Hause Musicstarter spielten sie auf Cello, Geige und Schlagzeug. Sie kommen aus Berlin, Leipzig und Dresden. Klassik-Rock, teilweise nur instrumental, aber auch die Mehrheit der Titel mit Gesang. Sie erhielten ebenso viel Beifall von den von mir geschätzten etwa 600 anwesenden Zuschauern.
Kurz vor 20.00 Uhr verließen sie die Bühne und der Abbau war eine Sache von keinen zehn Minuten.

Das Intro zu „Neubeginn“ erklang unter großem Beifall und schon nahmen die Künstler ihre Plätze ein.
MASCHINE & Allstar-Band, das sind FELIX LEHRMANN, der Schlagzeuger und jüngstes Bandmitglied, der Gitarrist, Geiger und Mandolinenspieler UWE HASSBECKER, von SILLY, der Pianist, Gitarrist und Allround-Produzent MARCUS GORSTEIN, der Bassist von KARAT und bei MASCHINE - CHRISTIAN LIEBIG, der Gitarrist JÖRG WEISSELBERG, auch bei EWIG und mit dessen Sängerin verheiratet, und natürlich DIETER „MASCHINE“ BIRR, Ex- PUHDYS-Frontmann, Sänger, Gitarrist, Komponist und Songschreiber.

„Unterm Himmel von Berlin“ fühlt sich Maschine bestimmt am wohlsten, er kommt von dort und will dort nie weg, wie er singt. Und zwar so sehr mit seiner Stadt verwurzelt, dass er gleich mehrere schöne Texthänger fabriziert. Es ist live und auch angenehm, das Menschliche an ihm zu erleben. Starke Gitarrenriffs der drei Spitzen-Gitarristen und des Bassisten, ein hartes, intensives Schlagzeugspiel vom Felix Lehrmann.
Jetzt begrüßt Dieter Birr erst mal das Publikum, „Hallo Jena“ und man merkt sofort, die Hardcorefans sind in den etwa ersten drei Reihen zu finden, weiter nach hinten eher Gastpublikum, wie man im Verlaufe des Abends das Stimmungsbild beurteilen kann. MASCHINE wird sich an diesem Abend in seinen Ansagen sehr kurz fassen, wie wir noch beobachten werden. Er sagte, dass es Titel aus den letzten beiden Alben von 2014 und 2016 geben wird und natürlich auch paar bekannte PUHDYS-Erinnerungen. „Mein Weg“, mein persönliches Highlight seines zweiten Soloalbums erklingt jetzt.
Durch den Abend wird es oft die Wechsel zwischen den Alben geben. So folgt jetzt wieder ein aktueller Titel „Deine Stille“. Uwe Hassbecker spielt hier auch ein Stück mit der Geige. Die Bühne erstrahlt in verschiedene, aber meist rote und blau dominierende Farben und wird in permanenten unterschiedlich dosierten Kunstnebel gehalten. Auffallen für mich ist, dass auch die Akustik deutlich besser ist, als damals bei der Generalprobe in Berlin am 12.1.17. Liegt es an der breiteren Bühne, lag es daran, dass wir links und nicht mittig oder rechts in Richtung Drumboxen standen, lag es daran, dass man mit den textilen Vorhängen auch schalltechnisch was bewirken kann? Jedenfalls war es ein perfektes Zusammenspiel der Tontechniker mit den örtlichen Begebenheiten der Halle (Blech, Blechdach usw., eben eine Mehrzweckhalle)!
Der erste Gast wird jetzt die Bühne betreten. JULIA NEIGEL, eine westdeutsche Sängerin, welche diesen Titel mit Dieter Birr 2014 gemeinsam einspielte, betrat unter großem Beifall. Auch sie ist sehr agil auf der Bühne mit viel Bewegungsfreundlichkeit. Uwe pfiff wieder das Intro zu diesem Song. Wir konnten diese Aufführung zum ersten und einzigen Male bereits 2014 zum einzigen Record-Release Konzert zum „MASCHINE“-Album live erleben.
Es gibt einen weiteren Titel, den sie mit der Band gemeinsam singt, „November im Mai“.

Eine Premiere folgt. MASCHINE hat mit seiner Band „Wenn Träume sterben“, einen PUHDYS-Klassiker neu eingespielt. Es wirkt noch rockiger, schneller und sehr drumlastig. Gut, da mag ich das ursprüngliche Original der PUHDYS doch am liebsten. 2009 auf der „Abenteuer“ wurde es schon „beschleunigt“ und die Version von Jena war noch eiliger.

Erinnern wir uns, dass wir auch mal jung waren, wie gleich mal am besten? Na klar, mit „Boote der Jugend“, Uwe Hassbecker spielte mit Mandoline und Gitarre gleichzeitig.
Maschine verspricht uns ein Konzert im Jahre 2040 an gleicher Stelle, vorher will er erst mal die Umstände im „Himmel“ prüfen, wie es da oben so ist. Überleitend nach diesem Titel bleibt Felix allein in seinem Drummer-Käfig und liefert uns ein starkes Solo ab. Und ohne Pause geht es gleich nahtlos in den nächsten Titel, nachdem alle Musiker an ihre Plätze zurückkehrten. Marcus Gorstein ist jetzt der 5. Auf der Bühne mit Gitarre und sie spielen den Heinz Rudolf Kunze – Titel „Irgendwie begabt“.

Dieter Birr singt nun soloakustisch seine Liebeserklärung an seine Frau Sylvia sitzend – „So wie Du bist“. Und ja , wir alle auch Fans , haben Sylvia vieles zu verdanken, zieht sie doch im Hintergrund die organisatorischen Fäden und hält den Kontakt zu den Fans. Wir haben ihr vieles zu verdanken, dieser sympathischen und vor allem bodenständigen Musiker-Ehefrau.
Eigentlich soll jetzt der OMEGA – Frontmann JANOS „MECKY“ KOBOR aus Ungarn auftreten. Doch er reiste am Morgen bereits nach Hause aus organisatorischen Gründen ab. Er produziert in Ungarn das 55-Jahre Album, auf dem MASCHINE ebenso einen Platz einnehmen wird, wie auch der weltbekannte QUEEN—Gitarrist Bryan May. So sang MASCHINE alleine „Der große Magnet“ und Christian Liebig lieferte die zweite Stimme.
Es wird Zeit, die Crew und die Band vorzustellen. Dieter Birr stellt nahezu alle Crewmitgliedeer vor, wird paar Titel später dann feststellen, dass er den Lichtmann Tom Groß vergessen hatte, namentlich zu erwähnen. Aber er holt es dann auch nach.

Marcus Gorstein produziert gegenwärtig mit KARAT am neuen Album. Ebenso auch für die ZÖLLNER soll es was Neues mit seinem Mitwirken geben. Christian Liebig erklärt hierzu, dass das KARAT-Album, was im April erscheinen soll, noch keinen Namen hat, angeblich haben auch die Titel noch keinen Namen. Felix Lehrmann tourt u.a. auch mit Sarah Connor. Uwe Hassbecker ist von SILLY, MASCHINE hatte ein Konzert unlängst in Berlin besucht, war begeistert, wie er sagte und Uwe Hassbecker verrät, dass er gegenwärtig an einem DVD-Schnitt einer SILLY-Doku und eines Konzertes arbeitet. Jörg Weisselberg ist nicht nur Gitarrist von Ewig sondern gleich mit dessen Sängerin verheiratet, es ist Jeanette Biedermann. Zudem ist er Produktionsleiter einer Casting-Show eines privaten Fernsehkanals.
„Mein Zug ist abgefahren“, hört sich schon mal erschreckend an, aber keine Angst, MASCHINE sitzt immer noch mit drin. Und im nächsten Song begrüßt er ELA STEINEMTZ auf die Bühne, die Sängerin der Frauenband EALIZA, welche im gleichen Label produziert wird, wie MASCHINE selbst. Sie durfte für das NEUBEGINNER – Album -einen Titel sowohl komponieren als auch texten. So singen beide gemeinsam, dass sie „So viel erlebt“ haben.
Der nachdenkliche zeitgemäße Song „Ehe der Krieg“ beginnt, Raum abgedunkelt, Nebeleffekte auf der Bühne, düstere Musik gespielt von den Bandmitgliedern, die LED-Strahler werfen gestrichelte Lichtbündel auf MASCHINE.
Schade, dass Wolfgang Niedecken nicht zum Konzert kommen konnte. Hatte es ja 2014 beim Record-Release erleben dürfen. So sang Dieter Birr eben den Titel „Was wussten wir denn schon“ mit Christian Liebig und Marcus Gorstein als Begleitstimmen.

Schade, dass sich die Stimmung in den ersten Reihen nicht auf die hinteren Reihen übertrug. Nur vorn ging die Post ab. Mit „Helden meiner Generation“ endete der Block mit den aktuellen Titeln. Die Band verneigte sich vor dem Publikum, was geschlossen die Zugaben einforderte.

Jetzt kommen die alten und neuen PUHDYS-Fans auf ihre Kosten:-.
Natürlich bemühten sich jetzt die auch die hinteren Reihen, nachdem sie spätestens jetzt mit „Lebenszeit“, den „Eisbären“ und „Geh zu ihr“ auf ihre Kosten kamen. Diese Titel kleben auch anscheinend vielen in Jena im Gedächtnis, wie z.B. das „Jugendliebe“ –Lied der Weimarerin Ute Freudenberg.

Klar kann es sein, dass viele nur sporadisch mal schauen wollten, wie sich MASCHINE mit anderer Band schlägt. Der Tenor in den Gesprächen nach den Konzerten war schon dahingehend, dass viele die PUHDYS vermissen und es ihnen besser gefallen hätte, dass MASCHINE mit ihnen weiter aufgetreten wäre. Gut, ich kann mich der Meinung nicht anschließen. Denn die Luft zu Neuem war raus, und das Pflegen der Traditionsmusik dauerhaft wäre auch keine Lösung gewesen. Daher meine ich, dass der PUHDYS-Block zu den MASCHINE-Konzerten viel zu lang war. Allerdings wurden alle PUHDYS-Titel komplett neu eingespielt und arrangiert.
Das ist einer meiner wenigen Kritikpunkte an diesem Konzert.

Nach dem „Paul & Paula“ Klassiker „Wenn ein Mensch lebt“ freute nicht nur ich mich auf die neue Version von „Was bleibt“, leider verzichtete Maschine hierzu auf eine Ansage, aber es war ein wunderschönes Gänsehaut-Gefühl, wie die meisten in der Halle den Refrain mitsangen, und sogar überschneidend auf den letzten Titel des Abends „Auf das Leben“ . Als die ersten Akkorde erklangen, sangen viele noch „Was bleibt, sind Freunde im Leben“ – einfach Gänsehaut pur.

Zum letzten Song des Abends kommen Julia Neigel und Ela Steinmetz nochmal auf die Bühne und singen kräftig mit. Auch dieses Lied erreicht nun endlich das Publikum , doch dann war es leider zu spät. Denn es war der wirklich letzte Titel des Abends.

Dann wurden wir recht zügig, in Rekordzeit aus der Halle beordert, denn mit Verhallen der letzten Note begann sofort der Abbau der Bühne und natürlich Technik. Wie ein Ameisenhaufen wuselten dort zig Handwerker und Techniker am Abbau.

Wir werteten mit unseren Freunden und Bekannten anschließend noch im Foyer das Konzert aus ehe wir uns verabschiedeten und dann zügig den Heimweg antraten. Wir kamen knapp 2 Stunden später gesund und ohne Verkehrsstörungen zu Hause ein.

Insgesamt ein sehr rocklastiges Konzert der hervorragenden Musiker rings um Dieter MASCHINE Birr. Ehrlich, authentisch und mit dem Publikum arbeitend, so wie wir es aus PUHDYS-Zeiten kennen. Schade, dass es relativ wenig angenommen wurde vom Publikum, stimmungsmäßig haben wir jedenfalls schon bessere Tage erlebt. Aber ich glaube, dass sich die „MASCHINE“ warm läuft und wir noch einige stimmungsvollere Konzerte, besonders in der Hochburg Freiberg erleben werden.
Erstaunlich fanden wir, wie die Techniker es geschafft haben, diesen eher problematischen Saal so hervorragend zu beschallen. Großes Lob an die Technikcrew, die auch optische viele Akzente und Farbbilder setzte.
Die Titelauswahl hat mir im Groben sehr gefallen, anstelle eines oder zweier PUHDYS-Oldies hätte ich mir noch den „Silberstreifen“ gewünscht oder sogar „Zwei Hände mehr“.
Sicherheitsdienst wirkte am Einlass freundlich, stellte lediglich klar, dass Videokameras verboten sind. Wir wussten es und hatten uns schon darauf eingestellt. Unser Gerät blieb im Auto. Wenn man sich daran hielt, gab es auch keine Probleme. Zum Konzert wirkten sie sehr unauffällig und hielten sich seitlich des Pressegrabens auf. Gegen Fotografieren hatte keiner was. Die Bedingungen dafür waren aber eher ungünstig.
Danke an Sylvia, dass Du wieder für uns ein wenig Zeit finden konntest, vor und vor allem nach dem Konzert. Das ist erlebte Fan-Nähe, wie man sie sich sonst nur wünscht. Ich weiß auch Deine Arbeit mit dem MASCHINE-Fanclub sehr zu schätzen. Da wird nicht nur geredet, da wird gemacht. Und es ist gewiss, dass wir auch gerade jetzt hinter MASCHINE stehen werden, auch wenn es im Vorfeld die eine und andere Entscheidung notwendig machte, den Tourplan zu reduzieren.

 

Text + Fotos: Bernd Teichert